Einen „spannenden Einblick“ in die täglichen Herausforderungen eines mittelständischen Produktionsunternehmens habe der Chef des Bundeskanzleramts, Prof. Dr. Helge Braun, am vergangenen Freitag nach Berlin mitnehmen können. Der Bundesminister für besondere Aufgaben folgte der Einladung der Bänninger Kunststoff-Produkte GmbH in Reiskirchen und diskutierte mit der Geschäftsführung des Unternehmens über dringende Zukunftsfragen. Begleitet wurde der „hohe Besuch“ vom Gießener Bürgermeister und Parteikollegen, Peter Neidel. Als weiteren Gast begrüßten die Unternehmensinhaber den Geschäftsführer des Kunststoffrohrverbands (KRV), Markus Hartmann.
„Für unser familiengeführtes Unternehmen steht der Mensch im Mittelpunkt“, betonte Geschäftsleiter Christoph Stamm und unterstrich: „Wir wollen unsere Wirtschaftskraft und damit die Arbeitsplätze an unseren Standorten sichern“. Als aktuelle Herausforderung verwies Stamm auf die Frage nach der zukünftigen Energieversorgung. Aktuelle strebe das Unternehmen den Einsatz einer Photovoltaikanlage an, kritisiere jedoch die Entrichtung der EEG-Umlage für selbst erzeugten, regenerativen Strom. Die Belastung durch die EEG-Umlage für nachhaltige Energieerzeugung halte Braun für falsch. Die Vorgabe der EU-Kommission führe zur Schwächung der nationalen Produktionsbetriebe und bremse die nationale Energiewende.
Das Ziel müsse sein, „die EEG-Umlage komplett abzuschaffen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu erhalten“, unterstrich der CDU-Politiker. Zugleich prognostizierte Braun, dass die Bedeutung des nachhaltigen Einsatzes von Wasserstoff für die Energieversorgung steigen werde. „Wir müssen uns bis 2045 von fossilen Brennstoffen lösen, die steigende Energienachfrage decken und zugleich unseren weltweiten Exportanteil sowie die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen erhalten“ – dringende Fragen, bei denen auch die Interessen des deutschen, exportstarken Mittelstands zu berücksichtigen seien.
In diesem Kontext verwies KRV-Geschäftsleiter Hartmann auf die Carbon-Leakage-Verordnung, die in Deutschland produzierenden Unternehmen vor den Belastungen aus dem nationalen Emissionshandel schützen soll. „Die deutsche Kunststoffrohrindustrie als energieintensive Branche, ist bei den zu entlastenden Sektoren nicht berücksichtigt und somit als weltweit führende Branche gegenüber Produzenten im europäischen Ausland und dem Systemwettbewerb direkt benachteiligt.“
Bei der Werksbesichtigung zeigte der hochrangige Politiker großes Interesse an der Innovationskraft und der Nachhaltigkeitsstrategie des Betriebs, in dem Kunststoffrohre und -Formstücke für Drucksysteme zum Transport von Wasser und Gas hergestellt werden. Fachlich versierte Mitarbeiter beantworteten dem Bundesminister Fragen rund um die betriebliche Ausbildung von Fachkräften und verwiesen auf die Inklusion junger Erwachsener in das Arbeitsleben. Sie beleuchteten Einzelheiten zu den eingesetzten Herstellungsverfahren und erläuterten diverse Einsatzmöglichkeiten der Kunststoffrohrsysteme. Die Innovationskraft sei der Motor des Unternehmens, unterstrich Geschäftsleiter Hendrik Ertl. Demnach steige die weltweite Nachfrage nach langjährig haltbaren Kunststoffrohrsystemen. Derartige Investitionen in die Infrastruktur stünden auch im Gießener Raum bevor, bestätigte Bürgermeister Neidel. Bänninger-Chef Edgar Ertl verwies auf die lange Haltbarkeit der in Reiskirchen gefertigten Produkte: „Unsere Leitungen haben bis zu hundert Jahre Bestand. Wir produzieren kein Wegwerf-Plastik.“